Kunst und Fotografie

Katharina Bosse

Die Kategorien Kunst und angewandte Fotografie haben mich in meinem Lebensweg oft beschäftigt. Zu Beginn meiner Karriere saß ich zwischen zwei Stühlen, meine Bilder wurden jeweils mit der Begründung abgelehnt, sie seien zu künstlerisch, oder zu angewandt. Für eine kurze Zeit Ende der 90er schien dann auf einmal alles möglich zu sein. Ich konnte dieselben Bilder im Spiegel veröffentlichen oder sie in einer konzeptionellen Einzelausstellung zeigen. Ich zog nach New York, auch weil ich mich dort freier fühlte. Zum ersten Mal spielte mein Geschlecht keine Rolle. Ich musste mich nicht mehr zwischen angewandter und künstlerischer Fotografie positionieren. Auch meine Vorbilder wie Joel Sternfeld oder Joel Meyerowitz arbeiteten in beiden Bereichen. Ob man von einer Fachhochschule oder einer Kunstakademie kam, war unerheblich. Dabei war gerade die deutsche Ausbildung in New York ein Vorteil. Der Stil, den ich in Bielefeld  mit Freiraum und Unterstützung bei Prof. Jäger und Prof. Heinemann hatte entwickeln können, setzte sich deutlich von den amerikanischen Portfolios ab.

K Bosse Newburlesque 25
New Burlesque, 45 x 60 cm, C-Print, 2001/2, Ed.10 / Katharina Bosse

Vielleicht sperrt sich etwas in mir dagegen, Fotografie und Kunst als abgrenzbare Gebiete zu sehen. Gerade das immer Gegenwärtige der Fotografie finde ich so einzigartig, die Art und Weise, in der das Medium quer durch alle Bereiche fluktuiert, von Kunst bis zur Medizin oder Forensik, vom Neugeborenen-Foto bis zum Ebay-Katalog.

 Aber, fragen mich die Studierenden, wann weiß ich denn, wann ein Bild (mein Bild ?) Kunst ist? Die einfachste Antwort liegt im institutionelle Kontext, also die Ausstellung im Museum vs. dem Auftrag der Agentur. Die zweite Antwort, mit der man im Studium viel Zeit verbringt,  ist die des Konzeptes, also die Frage der Verortung innerhalb der vorhandenen Diskurse. Man kann auch aus dem Bild heraus versuchen, die Frage zu beantworten. Gibt es bestimmte interne Eigenschaften des Bildes ? Hier ist meine Antwort, ja, mit Einschränkungen. Denn diese Kriterien müssen zunächst einmal festgelegt und dann auch im Werk vertreten werden, und da liegt es nahe, dass es Unterschiede gibt. Meine Antwort ist: das Bild muss im Raum wirken, und über die Zeit bestehen, um als „Kunst” bezeichnet zu werden.   Ich stelle also kein Bild aus, dass nicht vorher über längere Zeit in verschiedenen Größen im Atelier an der Wand gehangen hat, und mich dann immer noch interessiert. Ich entscheide, und an diesem Punkt bin ich wieder völlig einverstanden mit den Kategorien, darüber, welches meiner Bilder eine Editorial Qualität hat (schnell lesbar, gerne humorvoll), welches der Bilder in eine Ausstellung kommt (nur ein sehr kleiner Teil hat die Langzeitwirkung) und welches, eine meiner Lieblingskategorien, in die Tagebuchbox kommt, so schräg und gewagt, dass ich es einfach nur selbst anschaue. 

pink mermaid balloon
pink-mermaid-balloon / Katharina Bosse

Dies ist keine Replik auf den Text von Klaus Honnef, mehr ein paar Gedanken zur Einordnung und Loslösung.

Nachdem Klaus Honnef in einem Essay in PHOTONEWS grundsätzlich Gedanken zur Kunst und zum Inflationären Gebrauch der Begriffe Kunst/Künstler formulierte. Sind weiter Akteure der Szene zu Wort gekommen.

Den Anfang machte Katharina Bosse, die mit ihrer Fotografie sowohl in Magazinen als auch im Kunstmarkt vertreten ist. Seit 2003 ist sie Professorin für Fotografie an der FH Bielefeld. 2019 gründete sie den Kunstraum “Elsa” in Bielefeld.

Quelle PHOTONEWS / Katharina Bosse

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