Naturfotografie: Fred Koch (1904-1947) Pisum sativum, Erbse, undatiert Abzug Freundeskreis Ernst Fuhrmann Silbergelatineabzug, 18,5 x 13,0 cm Courtesy Sammlung Dr. Hans Schön

Fred Koch – Naturfotografie der 1920/30er Jahre

Noch bis zum 24. April stellt die Alfred Ehrhardt Stiftung in Berlin eine Neuentdeckung der Neusachlichen- und Naturfotografie aus. Fred Koch war einer der wichtigsten Fotograf*innen der Weimacher Republik und fotografierte hauptsächlich Detailaufnahmen von Pflanzen und Kristallen, aber auch Eisblumen, Korallen, Conchylien, Insekten oder Röntgenfotografien. 

Der Fotograf Fred Koch geriet in Vergessenheit da er als Pressefotograf seine Fotografien anonym veröffentlichte und früh starb. Das die Qualität seiner Fotos von kristallen und Mineralien die des großen Meisters Albert übertreffen zeigte schon die vorangegangene Ausstellung “Lebendiger Kristall” der Stiftung von 2004 deutlich. Seitdem beschäftigt sich die Stiftung mit dem Werk Fred Kochs und konnte durch eine aufwendige Recherche eine umfangreiche Einzelausstellung zusammengestellt werden. 

Fred Koch (1904-1947) Crassulaceae Sempervivum tabulaeformis, undatiert, 1920er-Jahre Silbergelatineabzug auf Barytpapier, ca. 24 x 18 cm Courtesy LVR-LandesMuseum Bonn, Fotografische Sammlung
Fred Koch (1904-1947) Crassulaceae Sempervivum tabulaeformis, undatiert, 1920er-Jahre Silbergelatineabzug auf Barytpapier, ca. 24 x 18 cm Courtesy LVR-LandesMuseum Bonn, Fotografische Sammlung
Naturfotografie: Fred Koch (1904-1947) Nautilus pompilius, Schnitt durch das Gehäuse, undatiert Abzug Freundeskreis Ernst Fuhrmann Silbergelatineabzug, 18,5 x 13,5 cm Courtesy Sammlung Dr. Hans Schön
Fred Koch (1904-1947) Nautilus pompilius, Schnitt durch das Gehäuse, undatiert Abzug Freundeskreis Ernst Fuhrmann Silbergelatineabzug, 18,5 x 13,5 cm Courtesy Sammlung Dr. Hans Schön

Der Weg zur Naturfotografie

Koch kam 1922/23 durch den Fotografen Renger-Patzsch erstmals mit der Fotografie in Berührung, der das Bildarchiv des Folkwang-Verlags und den Verleger und Schriftsteller Ernst Fuhrmann aufnahm und dies leitete. Als Nachfolger erweitere Koch das Pflanzen-Fotoarchiv für die Publikation “Die Pflanze als Lebewesen- Eine Biografie in 200 Aufnahmen”. Durch diese Pflanzenfotografie nahm seine Fotografie der neuen Sachlichkeit seinen Ausgang. 

Koch inszenierte die Pflanzen wie Porträts. Während andere Großmeister der Neusachlichen Fotografie, wie Karl Blossfeldt, Pflanzen eher sachlich, nüchtern und streng aufnehmen, hebt er das lebendige der Pflanzen heraus und reizt die Stilmittel der Neusachlichen Fotografie maximal aus. Den Blick frontal auf die Pflanze gerichtet dramatisiert er mit gezielter Lichtführung bis zur Surrealen Verfremdung und abstrahiert durch extreme Ausschnitte. Durch die Lichtreflektionen und die starken Schatten wirken die Pflanzen plastisch und theatralisch. 

Neben der floralen Schönheit, Anmut und Pracht der Pflanzen wirkte auch Ernst Fuhrmanns Biosophie auf die Fotografien ein. Fuhrmanns Lehre ging von Pflanzen als dämonisches und sexualisiertes Lebewesen aus und vergleicht Pflanzenteile mit Fleisch, Knochen, Händen, Muskulatur, Geschlechts- und Sinnesorganen. 

Da Koch sich intensiv mit diesen Vorstellungen auseinandersetzen entwickelte sich eine Stilistische Eigenheit und seine Pflanzenfotografien erwecken Assoziationen sexuelle Konnotationen.

Fred Kochs Bilder sind “meisterhafte Pflanzenaufnahmen, die den fantastischen Bau dieser Lebewesen wie unter der Lupe zeigen (…) es ist als sähe man zu, wie pflanzen sich bewegen, sich formen, sich freuen, kämpfen, siegen, leiden und sterben, wie lebendige Wesen, die sie ja auch sind”.

Der Schriftsteller Will Vesper über Fred Kochs Bilder

Naturfotografie: Fred Koch (1904-1947) Gips-Kristalle (Eisleben, vergrößert), vor Februar 1931 Silbergelatineabzug auf Barytpapier, 12,3 x 14,3 cm bpk-Bildagentur / Fred Koch

Um seine Bilder technisch gesehen so darstellen und aufzuwerten optimierte Koch seien Apparaturen und entwarf Spezialkameras für extreme Tiefenschärfe im Makrobereich. Er studierte die Ausleuchtungmodalitäten bis ins kleinste Detail und hob sich so besonders mit seinen Fotografien von Kristallen und Mineralien hervor. 

In Texten verriet er seinen Lesern technische Tricks und Raffinesse: “Neben Formencharakter und Material muss man bei Kristallen ihr Verhalten zum Licht ganz besonders beachten”. Die komplexen Raumstrukturen, strengen Gesetzmäßigkeiten, Transparenz und Lichtberechnungsfaktoren stellt die ästhetischen Qualitäten der stofflichen Beschaffenheit und die architektonische Konstruktion seiner Motive besonders brillant heraus. In Detailreichtum, Schärfe und Präzision übertreffen viele seiner Kristallaufnahmen die seiner Zeitgenossen.

Seit dem 15. Januar stellt die Alfred Ehrhardt Stiftung die rund 100 Werke aus den 1920er und 1930er Jahren. Die Ausstellung kann man Dienstag bis Sonntags von 11 bis 18 Uhr noch bis zum 24. April 2022 besuchen.

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