Mosse

„SPUREN DER MACHT“ ART FOYER der DZ BANK

Der Soziologe Max Weber definiert Macht als „Chance, innerhalb einer sozialen Beziehung den eigenen Willen auch gegen Widerstreben durchzusetzen, gleichviel, worauf diese Chance beruht.“

Die Ausstellung SPUREN DER MACHT zeigt die Folgen dieser Machtausübung. Darin setzen sich verschiedene Künstler mit unterschiedlichen Herangehensweisen mit sozial-politischen Ereignissen, Strukturen und Systemen auseinander, die in Konflikte, Krieg und Gewalt münden. Die Darstellung von Gewalt ist nicht deren gleichzeitige Bejahung, sondern vielmehr ist es gerade das Entsetzen gegenüber gewalttätigen Vorgängen in der Gesellschaft, das die Künstler dazu veranlasst, Gewalt zu thematisieren. Es sind Bilder, die den Betrachter erschrecken und beunruhigen, ihn aber auch durch Erinnerungsbilder täuschen können.

Vom 5. September bis 22. November 2014 sind rund 90 fotografische Werke von 18 international renommierten Künstlerinnen und Künstlern aus 11 Ländern im ART FOYER der DZ BANK Kunstsammlung in Frankfurt zu sehen.

Vertreten sind Arbeiten von Christian Boltanski, René Burri, Magdalena Jetelová, Barbara Kruger, Marie-Jo Lafontaine, Edgar Lissel, Robert Longo, Teresa Margolles, Paulo Nozolino, Paul Pfarr, Thomas Ruff, Andres Serrano, Santiago Sierra, Taryn Simon und Manit Sriwanichpoom sowie die neu für die Ausstellung erworbenen Werke von Richard Mosse, Andreas Mühe und Joscha Steffens.

Mosse
Richard Mosse Of Lilies and Remains (Busurungi & Hombo), 2012 Aus der Serie: INFRA

Richard Mosse (*1980, Kilkenny/Irland) berichtet als Beobachter aus dem Kongo, wo er sich unterschiedlichen Rebellengruppen angeschlossen hat. Neben aufwühlenden Aufnahmen des gewalterfüllten Alltags der Menschen entstehen großformatige, ruhige Landschaftsaufnahmen und Stillleben, die in irritierendem, kitschigem Pink eingefärbt sind. Mosse nutzt dafür Filmmaterial, das Infrarotfrequenzen sichtbar macht und entwickelt wurde, um Tarnungen in der Landschaft zu entdecken.

Muehe
Andreas Mühe Unbekannt 43 I, 2012 Aus der Serie: Obersalzberg

Andreas Mühe (*November 1979, Chemnitz) „entmachtet“ uniformierte Männer in Nazi-Posen. In seiner Serie „Obersalzberg“ lässt er sein Objektiv „von oben herab“ auf seine Protagonisten herabblicken.

Eine beunruhigende Atmosphäre schwingt in den dunklen Schwarzweiß-Fotografien von Paulo Nozolino (*1955, Lissabon/Portugal) mit, die er zwei Jahre nach dem Bosnienkrieg in Sarajevo aufgenommen hat. Die Erinnerung an den dort tobenden Krieg schwingt in den dunklen Aufnahmen nach. Die Gewalttaten schreiben sich als Erfahrung in die zukünftigen Generationen ein und prägen ihr Handeln maßgeblich.

sv Sriwani
Manit Sriwanichpoom This Bloodless War (Detail), 1997

Es sind Bilder des kollektiven Gedächtnisses, auf die sich Manit Sriwanichpoom (*1961, Bangkok/Thailand) in seiner Serie „This Bloodless War“ bezieht. Es wird durch Assoziationen an das berühmte Bild von 1972 mit den flüchtenden vietnamesischen Kindern ausgelöst, das der Kriegsreporter Huybh Cong Ut geschossen hat und das stellvertretend für das Leiden der Zivilbevölkerung des Vietnamkriegs stand und um die Welt ging. Er appelliert damit an die modernen Konsumgewohnheiten, denn in seinen Arbeiten flüchten schreiende Menschen statt vor Soldaten vor den Drahtziehern der Globalisierung mit ihren Statussymbolen in Designer-Tüten.

Joscha Steffens (*1981, Waiblingen) vermittelt in seiner Serie „Wildboyz“ auf andere Weise den Eindruck, man habe es mit Kriegsbildern zu tun. Gleichgesinnte aus der ganzen Welt organisieren sich in Internetforen, um sich in Wäldern zu treffen und dort in hierarchisch strukturierten Armeen am Rande der Legalität den Krieg durch stilisierte Posen, Uniformen und Softair-Waffen zu simulieren.

sv Ruff
Thomas Ruff Nacht 7 I, 1992

An die damalige Berichterstattung zum zweiten Golfkrieg in Form eines grünschwarzen, unscharfen Fernsehbilds mit gelegentlich aufflackernden Lichtpunkten erinnern die Nachtbilder von Thomas Ruff (*1958, Zell am Harmersbach). Er hat sie mit einer Kombination aus Kamera und Nachtsichtgerät erstellt. Die Aufnahmen wirken aufgrund der Erinnerungsbilder des Betrachters geheimnisvoll und bedrohlich, verweisen jedoch lediglich auf eine heimische Stadtszenerie des Künstlers.

Sierra
Santiago Sierra 250 cm line tattooed on 6 paid people Espacio Aglutinador, Havana, Cuba, December 1999, 1999

Der spanische Konzeptkünstler Santiago Sierra (*1966, Madrid/Spanien) engagierte für seine Arbeit „250 cm line tattooed on 6 paid people“ sechs junge, kubanische Männer, die sich für den Lohn von 30 Dollar eine durchgehende Linie auf den Rücken tätowieren ließen. Damit verweist er in provokanter Weise auf gesellschaftliche Missstände, die auf strukturelle Gewalt politischer und wirtschaftlicher Systeme zurückzuführen sind, indem er sie selbst anwendet.

Taryn Simon (*1975, New York/USA) beschäftigt sich mit der Rolle von fotografischem Material als Beweismittel in Strafprozessen in den USA. In den von ihr recherchierten Fällen hatte die Polizei willentlich oder unabsichtlich durch die Vorlage von Fotomaterial die eindeutige Identifizierung „des Täters” beeinflusst. Ihre Serie „The Innocents” zeigt zu Unrecht Inhaftierte an den vermeintlichen Tatorten, die Jahre später aufgrund neuer DNS-Analysen freigesprochen wurden.

Trotz seines Images als „Waffenschmiede der Nazis“ wurde Krupp schon in den 1950er Jahren wieder zum Aushängeschild der deutschen Wirtschaft. Die Fotografie von René Burri (*1933, Zürich/Schweiz) zeigt Alfried Krupp als Herrscher einer der mächtigsten und reichsten Industriefamilien in einer ungewöhnlichen Perspektive.

Aus einem Klassenfoto eines jüdischen Gymnasiums aus dem Jahr 1931 hat Christian Boltanski (*1944, Paris/Frankreich) die einzelnen Köpfe herausgeschnitten und so vergrößert, dass von den Gesichtern nur noch Masken übrig bleiben. Die Porträts sollen für die jüdische Gemeinschaft stehen, die Opfer des Genozids wurde und deren Gesichter zu einem großen Teil immer unbekannt bleiben werden.

Teresa Margolles (*1963, Culiacán/Mexico) schafft mit den abfotografierten Titelseiten einer Tageszeitung aus der Grenzstadt Ciudad Juarez eine Installation, die einerseits den Krieg zwischen den rivalisierenden Drogenbanden widerspiegelt und andererseits durch die flankierenden Aufnahmen von leicht bekleideten Frauen auf das Nebeneinander von Tod und Erotik in der Sensationspresse verweist.


SPUREN DER MACHT
5. September bis 22. November 2014
ART FOYER der DZ BANK

Eröffnung: Donnerstag, 4. September 2014 um 19 Uhr

Begrüßung: Lars Hille, Mitglied des Vorstands der DZ BANK
Einführung: Janina Vitale, Kuratorin der DZ BANK Kunstsammlung

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